Vom Niemandsland zum Jedermannsland

Offenes Format: Stadtbühne Rosenstein
Matthias Printschler stapelt mit bunten Holzbausteinen zwei Mauern. Sie stehen sich gegenüber, zwischen ihnen ist nur das leere Spielfeld zu sehen. "Die Bausteine stellen Gebäude dar, die für temporäres Wohnen vorgesehen sind, beispielsweise für Obdachlose", erklärt er. "Die Fläche dazwischen wird vom Niemandsland zum Jedermannsland. Hier treffen verschiedene Gesellschaftsschichten auf einander, durchmischen sich und inspirieren sich gegenseitig." Printschler ist einer von vier Spielteilnehmern, die sich am Samstag, 23. Juli, auf dem Areal des Kunstvereins Wagenhalle in die Bürgerbeteiligung Rosenstein einbringen und am Offenen Format "Stadtbühne" teilnehmen.

"Bei der Stadtbühne geht es um kollaborative Wissensproduktion", erklärt Aaron Schirrmann von der Initiative TAUT - Temporary Artists Utopia Tool, der das Spielkonzept zusammen mit Aida Nejad als Studienarbeit entwickelt hat. "Verschiedene Akteure der Stadtgesellschaft erarbeiten gemeinsam Ideen für das neue Rosensteinquartier und die Einbindung der Wagenhallen in die neu entstehende Nachbarschaft." Die Ideen werden dann auf verschiedenen Spielfeldern verortet. Das Spiel beginnt mit der Vorstellung der Teilnehmer. Die Spielführer Schirrmann und Nejad verteilen Akteurskarten, die die Rollen im Spiel definieren. In dieser Runde verkörpert Matthias Printschler von der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart einen Forscher, Martin Langlinderer von der offene Werkstatt Hobbyhimmel einen Unternehmer, Daniela Vitali von Contain't einen Verein und Musiker Reinhold Buhr eine Einzelperson. Im folgenden Spiel setzen sich die Spieler in Kleingruppen mit den Interessen und Bedürfnissen der anderen Akteure auseinander und erarbeiten gemeinsam Visionen und Projektideen für die Entwicklungsfläche Rosenstein.



"Bei der Stadtbühne kommen Menschen zusammen, die sich im wirklichen Leben wahrscheinlich nicht treffen würden, um gemeinsam über Rosenstein zu diskutieren", erklärt Schirrmann die Idee, die hinter dem Spiel steckt. "Uns geht es dabei nicht nur um lokale Akteure, die räumlich von der Quartiersentwicklung betroffen sind. Auch Menschen, die in anderen Stadtteilen wohnen und arbeiten können spannende Ideen für Rosenstein entwickeln und so die Akteure vor Ort inspirieren."

Am Ende des Tages ist das Spielfeld um zwei weitere Gebäudekomplexe angewachsen und die Teilnehmer sind zufrieden. "Beteiligung muss gelernt werden und das hier ist ein erster Schritt. Ich bin gespannt, was davon hängenbleibt", fasst Martin Langlinderer seine Eindrücke zusammen.

Aaron Schirrmann und Aida Nejad öffnen die Stadtbühne noch zwei Mal: am 28. Juli und am 8. August. Eine Übersicht über alle Offenen Formate gibt es hier.

Offene Formate sind Aktionen oder Veranstaltungen, die von Initiativen, Organisationen oder Einzelpersonen organisiert werden und sich an alle Bürgerinnen und Bürger richten. Diese können sich durch ihre Teilnahme auf vielfältige Weise in die Gestaltung der Entwicklungsfläche Rosenstein einbringen. Die Ergebnisse und Erkenntnisse der einzelnen Veranstaltungen und Aktionen werden gebündelt und dem gesamten Beteiligungsverfahren zur Verfügung gestellt.