Volles Haus bei der Einwohnerversammlung in Vaihingen
Die Neuansiedlung von Daimler und die Baupläne der Allianz Deutschland AG im Synergiepark Vaihingen sowie ein daraus resultierender möglicher Verkehrszuwachs haben die Besucher der Einwohnerversammlung Vaihingen am 27. März 2017 stark beschäftigt. Weitere Fragen bezogen sich auf die Sanierung des Hegel-Gymnasiums, die Parksituation im Bereich des Stuttgarter Engineering Parks (STEP) sowie die Sportstätten in Büsnau.
"Als Vaihingen 1803 mit dem Reichsdeputationshauptschluss zum Königreich Württemberg kam, zählte der Ort 1300 Einwohner, meist Bauern und Handwerker", sagte Oberbürgermeister Fritz Kuhn zur Begrüßung der Bürgerinnen und Bürger, "inzwischen ist daraus mit rund 45 700 Einwohnern der zweitgrößte Außenstadtbezirk Stuttgarts geworden, nach der Fläche sogar der größte." Der Bezirk, so Kuhn weiter, zeichne sich durch viel Grün, gute Naherholungsmöglichkeiten und einen hohen Freizeitwert aus. Außerdem besitze er eine hervorragende Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr und eine gute Nahversorgung im Zentrum.
In den Stadtteilen sehe es allerdings anders aus, dort müssten die Einkaufsgelegenheiten wenn möglich noch verbessert werden. Gleichzeitig machte der OB deutlich, "dass sich in Vaihingen ein Wissenschafts-, Forschungs- und Wirtschafts-Schwerpunkt der Extraklasse etabliert hat, um den uns ganz Baden-Württemberg, ja sogar ganz Deutschland beneiden. Etwas Derartiges in dieser Dichte gibt es selten."
In der anschließenden Diskussion brachten Einwohnerinnen und Einwohner ihre Befürchtungen zum Ausdruck, dass die Ansiedlung von Daimler im Gebiet Wallgraben-West mit rund 4000 Arbeitsplätzen und die Verlegung der Allianz-Betriebsstätten mit rund 4500 Arbeitsplätzen aus der Innenstadt an die Heßbrühlstraße ökologisch negative Auswirkungen haben und die angespannte Verkehrssituation im Stadtbezirk kollabieren lassen könne. Dies auch vor dem Hintergrund, dass durch den angestrebten Erhalt und Ausbau des denkmalgeschützten Eiermann-Campus sowie die Erweiterungspläne des Fraunhofer Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) im Gebiet Birkhof ebenfalls beträchtliche Zuwächse an Arbeitsplätzen und Wohnungen zu erwarten seien.
Allianz führt ein Jobticket ein
Oberbürgermeister Kuhn machte deutlich, dass es wichtig sei, erfolgreiche Unternehmen und Gewerbesteuerzahler wie die Allianz in Stuttgart zu halten. Denn: "Ohne wirtschaftlichen Erfolg können wir Bereiche wie Kultur, Soziales oder Ökologie nicht finanzieren." Und: "Das Umland wartet nur auf seine Chance, in die Bresche zu springen." Parallel teilte er mit, dass sich die Allianz dazu entschlossen habe, ein Jobticket einzuführen, um noch mehr Mitarbeiter zu motivieren, auf Busse und Bahnen umzusteigen. Bereits aktuell nutzen 70 Prozent der Allianz-Beschäftigten den ÖPNV für die Fahrt zum Arbeitsplatz. Darüber hinaus betonte der OB, die Stadt werde alles in ihrer Macht stehende tun, um die Verkehrssituation im Griff zu halten. An einem umfassenden Mobilitätskonzept werde bereits mit Hochdruck gearbeitet. Dazu gehörten neben weiteren Verbesserungen beim öffentlichen Verkehr, wie etwa dem Regionalbahnhalt am Vaihinger Bahnhof, unter anderem auch die Machbarkeitsstudie für eine Seilbahn, die Erhöhung der Leistungsfähigkeit der Nord-Süd-Straße und der Ausbau des Radverkehrs.
Peter Pätzold, Bürgermeister für Städtebau und Umwelt, verwies darauf, dass das Amt für Umweltschutz aus ökologischer Sicht keine Bedenken gegen das vorgesehene 19-stöckige Allianz-Hochhaus habe. Zumal nun der Grünzug breiter werde und die alte Eiche erhalten bleibe. Erster Bürgermeister Föll hob hervor, dass die Stadt darüber hinaus das nahe gelegene Aurelis-Areal kaufen wolle, um dort auf zirka ein bis eineinhalb Hektar eine zusätzliche Grünfläche zu schaffen.
Zwei Bürgerinnen plädierten dafür, dass zum Wissenschaftsstandort Vaihingen auch ein angemessener Unterbau in Form gut funktionierender Schulen gehöre. Insbesondere die umfassende Sanierung des Hegel-Gymnasiums müsse in Angriff genommen werden.
Erster Bürgermeister Föll antwortete: "Wir wissen, dass die Umsetzung des Schulcampus Vaihingen nicht mit höchster Geschwindigkeit vonstatten geht." Das Geld für das Campushaus sei bewilligt, und sobald der Abstimmungsprozess der vier beteiligten Schulen abgeschlossen sei, könne mit der Realisierung begonnen werden. In einem dritten Abschnitt, so Föll, solle dann die komplette Sanierung des Gymnasiums und der Robert-Koch-Realschule angegangen werden.
Erhebungen für Parkraummanagement
Mehrere Vaihinger beklagten, dass im Bereich des Stuttgarter Engineering Parks (STEP) sowie bei den Fraunhofer Instituten und der Universität der Parkdruck durch Mitarbeiter und Studenten immer mehr zunehme. Außerdem sei zu beobachten, dass es im Parkhaus Österfeld seit es etwas koste, viele freie Plätze gebe. Selbst Flugreisende nutzen laut der Bürger gerne den S-Bahn-Anschluss im Österfeld und stellen ihr Auto in den angrenzenden Wohnstraßen ab. Der Bürgermeister für Sicherheit, Ordnung und Sport, Martin Schairer, signalisierte: "Das Problem ist erkannt, die Stadt will noch dieses Jahr Erhebungen für ein mögliches Parkraummanagement durchführen, das die Bewohner dort besser schützt."
Aus Büsnau wurde die Bitte geäußert, den alten Tennenplatz des TSV endlich in einen Kunstrasenplatz umzubauen. Auch hier zeigte Martin Schairer Verständnis: "Wir wissen, dass Sportflächen in Büsnau knapp sind, und dass wir dort etwas tun müssen."
Es war bereits nach 21.30 Uhr, als ein Bürger es dem OB mit seiner Wortmeldung abnahm den Schlusspunkt zu setzen: "Ich bin jetzt müde, ich denke, wir gehen jetzt nach Hause."